Tragen und Getragenwerden

Das Tragen einer Last im Alltag stellt eine Chance zur körperlichen und auch zur innerlichen Aufrichtung dar. Der Körper und insbesondere die Wirbelsäule soll sich unter Belastung verlängern. Der Rücken soll gerade bleiben und kein Hohlkreuz oder Rundrücken bilden. Beim Tragen sollte darauf geachtet werden, dass keine unnötige Haltearbeit geleistet wird, weder im Schulter-Nackenbereich noch im Arm. Der Alltag stellt uns hierbei immer wieder vor Herausforderungen. Nicht immer befinden wir uns in idealer Position.

Beim Tragen einer Tasche an der Seite des Körpers, wird der lange Trageriemen meist über eine Schulter gelegt. Das Gewicht hängt somit an einer Schulter. Die Schulter auf welcher der Trageriemen lastet wird dann mit Hilfe der Schulter-Nackenmuskulatur (m. trapezius) hochgezogen um das Gewicht besser tragen zu können. Ein verkehrter Reflex. Ähnlich verhält es sich beim Tragen einer Einkaufstasche. Normalerweise wird der Arm durch die Tragelast gestreckt und ist dabei möglichst entspannt. Nur die lange Beugemuskulatur der Finger muss arbeiten, damit die Einkaufstasche nicht aus der Hand gleitet. Weit verbreitet ist aber der Reflex, das Gewicht mit dem Arm hochheben zu wollen, anstatt es am Arm hängen zu lassen. Der Oberarm und die Schultermuskulatur leisten hierbei unnötige Haltearbeit. Dies führt zu einer Dauerkontraktion der entsprechenden Muskeln. Muskelschmerzen und Verspannungen sind so vorprogrammiert, denn eine Dauerkontraktion ist eine unnatürliche Belastung für jeden Muskel. Muskelarbeit drückt sich in Form von Bewegung aus. Ein Muskel soll sich abwechslungsweise zusammenziehen und dann wieder entspannen können.

 

Die Wahrnehmung:

Achten Sie beim Tragen oder Anheben einer Last darauf, welche Muskeln sich unnötig und verkrampft verspannen. Entspannen Sie bewusst genau diese Muskeln, soweit es geht. Finden Sie für sich selbst das Minimum an Muskelaktivität heraus, das zum Tragen der Last gerade ausreicht. So werden Sie sich des unbewussten Hochziehens der Schulter bewusst.

 

Lösungsmöglichkeit:

Gönnen Sie sich das nächste Mal, bevor Sie eine Last anheben, einen kurzen Moment, und verlängern Sie zunächst die Wirbelsäule. Da wären wir wieder beim Punkt-Bewusst-SEIN. Nehmen Sie beim Tragen schwerer Lasten den Weg des geringsten Aufwandes. Es lohnt sich nicht, etwas Einfaches künstlich zu komplizieren.

Wenn Sie sich das nächste Mal dabei ertappen, einen Gegenstand mit vornüber gebeugten Rundrücken anheben zu wollen, dann legen sie den Gegenstand noch einmal hin und versuchen Sie es noch einmal. Es ist nie zu spät für eine zweite, dritte oder vierte Chance.

Eine mögliche Übungshilfe für den geraden Rücken ist die Wand. Setzen Sie sich mit dem Rücken zur Wand auf einen Stuhl, und pressen Sie Ihren Rücken sanft gegen die Wand. Der untere Rücken soll sich dabei der Wand entlang nach unten strecken, der Nacken verlängert sich nach oben hin. Die Wirbelsäule kann so ihre maximale Länge erreichen.

Wechseln Sie beim Tragen einer Tasche häufiger die Seite. Eine Möglichkeit, morgens zur Arbeit die linke Seite, auf dem Heimweg dann die rechte Seite.